Es ist die erste spannendste Woche des Jahres! (Die anderen spannendsten Wochen sind selbstverständlich die elf darauf folgenden.) Am Samstag startet nach einer Wartezeit von eineinhalb Jahren endlich die neue Doctor Who-Staffe. Dementsprechend gibt es auch immer mehr neue Informationen über die Hintergründe und Plots der neuen Folgen, etwa in Form eines kurzen neuen Trailers mit einem Missy-Dab, und eines New York Times-Interviews mit Peter Capaldi.
Und nicht zu vergessen: Die Gallifrey-Bote-Vorschau auf alle 12 Episoden! Ich habe die Produktion dieses Jahr wie immer ausführlich verfolgt und auch wenn es weniger Leaks gab als jemals zuvor, ist doch ein recht anschauliches Bild darüber entstanden, was auf uns zukommt. Und – jetzt mal auf den Punkt gebracht – es klingt sagenhaft gut. Allem Anschein nach wird die Staffel abenteuerlich, spannend, lustig und auch etwas politisch.
Für diesen Artikel gilt eine moderate Spoilerwarnung. Alle Handlungsdetails, Monster und Figuren, die über offizielle Kanäle angekündigt wurden, betrachte ich als spoilerfrei.
1 The Pilot
Die Pilotfolge! Ich habe bereits darüber geschrieben, dass der Staffelauftakt diesmal auch für Neueinsteiger funktionieren und Doctor Who komplett vom Anfang erklären soll – was nach einer so langen Pause keine schlechte Idee ist. Wir folgen zunächst nicht dem Doctor oder Nardole, sondern Bill Potts, einer jungen Frau, die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält und an der Universität einen merkwürdigen und uns vage bekannten Professor trifft… Außerdem: Daleks, eine zum Wasserwesen gewordene Freundin und ein mysteriöses Etwas, das der Doctor im Keller versteckt.
2 Smile
Frank Cottrell Boyce ist außerhalb von Doctor Who ein sehr erfolgreicher Autor, der schon mit Regisseuren wie Danny Boyle zusammengearbeitet hat. Für uns ist er aber hauptsächlich der Autor von In the Forest of the Night – eine, um es mal freundlich auszudrücken, kontrovers aufgenommene Folge aus Staffel 8, die aber dennoch einige großartige Dialoge bereithält. Seine neue Kreation klingt ebenfalls gewagt und werden bislang nur als „Emojibots“ beschrieben. Diese Roboter sind die einzigen erkennbaren Individuen auf einem Planeten, dessen gesamte Bevölkerung vergangen zu sein scheint – bis in den Tod dazu gezwungen, ein Lächeln aufzusetzen.
3 Thin Ice
Face the Raven-Autorin Sarah Dollard übernimmt Bills erstes historisches Abenteuer. Im England des frühen 19. Jahrhunderts haben sie und der Doctor erst reichlich Spaß – bis sich ein unheimlicher Verdacht auftut und die winterliche Idylle stört: In der Themse lebt ein gigantisches schlangenartiges Ungeheuer. Der Doctor und Bill begeben sich unter Wasser und erkennen, dass nicht alle Monster aus dem Weltall stammen.
4 Knock Knock
Lange als The Haunted Hub bekannt, erwartet uns in Knock Knock eine klassische Gruselgeschichte. Die Dielen knarren und die Bäume draußen auch – aber da ist gar niemand, der das Geräusch verursacht? David Suchet spielt den mysteriösen Vermieter oder „Landlord“ und das Haus, das er vermietet, könnte kaum unheilvoller sein. Die Frage ist nur: Können Holzgestalten nach The Doctor, the Widow and the Wardrobe wirklich noch erschrecken? Die Antwort erfahren wir von Neuautor Mike Bartlett, der bereits für einige preisgekrönte Theaterstücke und die Serie Doctor Foster verantwortlich war.
5 Oxygen
Jamie Mathieson ist zurück! Nach Mummy on the Orient Express und Flatline könnte dies gleich der nächste Klassiker-Kandidat werden. Nardole schließt sich dem Team von Bill und dem Doctor wieder an und es verschlägt die drei auf eine Raumstation in weit entfernter Zukunft. Hier ist Sauerstoff das wertvollste Gut – und die, denen er ausgegangen ist, scheinen immer noch zu leben. Dies wird weniger wohliger Grusel und mehr klaustrophobischer Horror, mit zahlreichen Schock- und vielleicht sogar Würgmomenten.
6 Extremis
In der geheimen Bibliothek des Vatikan liegt ein uraltes Buch, das zu lesen bisher niemand überlebt hat. Es enthält eine unfassbare Wahrheit, die es dem Leser unmöglich macht, am Leben zu bleiben. Nun erhält der Doctor den Auftrag, es dennoch zu lesen – und trifft dabei auf niemand Geringeren als seine beste Freundin Missy. Die verfolgt wieder ihre eigenen Pläne – und stößt den Doctor, Bill und Nardole in ein Abenteuer, das die gesamte Erde umfasst. Dies ist der von Showrunner Steven Moffat verfasste Auftakt zu einer längeren Handlung, die in den beiden folgenden Episoden weitererzählt wird.
7 The Pyramid at the End of the World
Bereits in Staffel 9 hat Autor Peter Harness mit The Zygon Inversion ein Gespür für Who-Geschichten mit politischer Relevanz bewiesen. Diesmal schickt er unsere Helden in ein Kriegsgebiet, in dem die Armeen von Russland, China und den USA kurz vor der Schlacht innehalten – denn inmitten des Schlachtfelds steht eine fünftausend Jahre alte Pyramide, dabei war die gestern eigentlich noch nicht da. Die großen Antagonisten dieser Story-Arc treten endlich auf, um sich die Erde zu eigen zu machen – und die Menschheit hat merkwürdigerweise gar nichts dagegen…
8 The Lie of the Land
Im Finale des großen Mittstaffelabenteuers wird die Welt von Wesen beherrscht, die bis jetzt nur als die „Truth Monks“ bekannt sind: furchteinflößende Gestalten, die „Wahrheit“ predigen, aber die gesamte Welt einer Gehirnwäsche unterziehen – auch den Doctor! Aus der Feder von Toby Whithouse (Under the Lake) wird eine Dystopie entworfen, die an George Orwells 1984 erinnert, und die in Zeiten von immer offeneren und schamloseren Lügen in Politik und Gesellschaft schmerzhaft passend ist. Doctor Who reagiert auf das Albtraumjahr 2016.
9 The Empress of Mars
Der immer fabelhafte Mark Gatiss hat in der Abschiedsstaffel seines guten Freundes Steven Moffat eine Art Spaßbaukasten bekommen. Ice Warriors! Mars! Soldaten aus der viktorianischen Ära! Und wie das alles zusammenpasst? Nun, es ist Doctor Who, also tut es das wohl irgendwie. Die Episode ist eine indirekte Fortsetzung der Staffel 7-Folge Cold War und stellt uns der Königin der Ice Warriors vor. Und genau wie der Rest ihrer Rasse hat sie wohl nicht viel Humor für Eindringlinge übrig.
10 The Eaters of Light
Etwa 120 Jahre vor Christus verschwand die neunte Legion des römischen Reiches im Nebel Schottlands – und mit ihr alle Beweise für ihre Existenz. Diese real existierende Lücke der Geschichtsschreibung liefert nun die Basis für ein Doctor Who-Abenteuer, denn Bill hat ihre ganz eigene Theorie, was mit der Legion passiert ist. Die Folge ist eine ganz besondere, denn zum ersten Mal schreibt jemand für NeuWho, der auch schon zur klassischen Serie beitrug: Survival-Autorin Rona Munro.
11/12 World Enough and Time/The Doctor Falls
Wie immer halten sich die BBC und Steven Moffat bedeckt, was die Handlung des großen Finals angeht, aber dennoch wissen wir mittlerweile erstaunlich viel: Am Rande eines schwarzen Lochs erlebt der Doctor einen schrecklichen Verlust, und sieht sich mit einigen seiner übelsten Feinden konfrontiert: Den Cybermen von Mondas, die in ihrem klassischen Design aus den 60er-Jahren auftreten, Missy und niemand Geringerem als ihrem Vorgänger, dem Master gespielt von John Simm. Es ist übrigens gut möglich, dass Simm bereits vorher in der Staffel eine Rolle spielt, ähnlich wie Michelle Gomez in Staffel 8.
Nur wie all diese Elemente in Verbindung stehen, ist noch reichlich undurchsichtig. Wie schon bei Heaven Sent und Hell Bent zeichnen Titel und Teaser ein pessimistisches, fast schon tristes Bild. Der Doctor fällt. Er leidet, er scheitert. Peter Capaldi ist ein sehr erwachsener Doctor – es würde Sinn ergeben, dass er vor seiner Regeneration im nächsten Christmas Special noch einmal ein großes erwachsenes Abenteuer erlebt. Die Frage ist nur: Wie ernst und traurig kann eine Geschichte sein, in der Michelle Gomez und John Simm miteinander um Bildschirmzeit kämpfen?
…und die Regeneration?
Den Adleraugen von echten Doctor Who-Fans wird nicht entgangen sein, dass Peter Capaldis Hand im letzten Trailer begonnen hat, regeneratisch zu glühen. Allerdings wissen wir, dass er in der Weihnachtsfolge noch dabei sein wird und diese noch nicht gedreht ist. Aus diesem Grund war ich mir zunächst sicher, dass es sich bei der Trailerszene um eine andere Verwendung von Regenerations-Energie handelt, so wie in The Angels Take Manhattan zum Beispiel, als der Doctor Rivers Hand heilt.
Doch das oben verlinkte New York Times-Interview mit Peter Capaldi wirft eine andere Möglichkeit auf. Dort deutet er an, dass seine Regeneration etwas anders ablaufen könnte als die letzten paar, welche er als „geradlinig“ bezeichnet. Könnte sein Doctor womöglich schon während der Staffel mit dem Prozess beginnen und bis zur Weihnachtsfolge durchhalten? Das würde an Peter Davison erinnern, der 1984 in der ersten der vier Episoden von The Caves of Androzani zu sterben begann und von da an nur noch dafür kämpfte, seine neue Companion Peri heil aus der Sache herauszubringen.
Staffel 10 von Doctor Who startet am 15. April auf BBC One und BBC America. Zur Ausstrahlung in Deutschland ist noch nichts bekannt. Weder der übliche Pay-TV-Verwerter FOX noch der ARD-Sender One, der aktuell die neunte Staffel zeigt, haben sich bisher geäußert.