Auf Wiedersehen
– So what’s wrong with Clara, then?
– There’s nothing wrong with her.
– Why haven’t you made her immortal?
– Well, look how you turned out.
– She’ll die on you, you know. She’ll blow away like smoke.
Doctor Who: The Woman Who Lived
Claras Tod war antiklimaktisch. Er kam nach Minuten des Redens und Schweigens, nach Minuten der vergeblichen Suche nach einer Rettung. Sie wurde nicht urplötzlich weggezogen, es gab keinen großer dramatischer Moment zwischen ihr und dem Doctor mit tosender Musik im Hintergrund. Sie starb. Einfach so. Und es war kein Schock oder Twist, einfach nur die logische Fortführung von dem was wir bis jetzt gesehen hatten. Dass Clara tot ist, ist schrecklich und es zerreißt mir den tardisblauen Teil meines Herzens, aber es fühlt sich auch richtig an. Als wäre es die ganze Zeit schon klar gewesen. Aber wie ist das passiert?
Es gab letztes Jahr wegen dem verschobenen Erzählfokus auf Clara vermehrt Fanstimmen, die Doctor Who ironisch in Clara Who umbenannten. Was eigentlich nur als Gag gemeint war, ist aber tatsächlich ein wichtiger Teil von Claras Charakter und ihre wesentliche Schwäche: Sie sieht nicht ein, dass sich die Show um den Doctor dreht. In der ersten Szene nachdem ihr „Impossible Girl“-Rätsel aufgeklärt wurde fährt sie in The Day of the Doctor mit ihrem Motorrad in die TARDIS und schließt mit einem Fingerschnipsen die Tür.
Schon da zeigt sich, was über die nächsten zwei Jahre immer prominenter werden würde: Clara weigert sich, die zweite Geige zu spielen. Sie will selbst der Star der Show sein, selbst im Mittelpunkt stehen – und schließlich selbst dafür die Konsequenzen tragen. Letztes Jahr gab sie sich mehrmals als der Doctor aus, mit Erfolg. Doch kein Erfolg kann zu lang halten. Und so versuchte sie dieses Jahr in Before the Flood selbst das doctoreske Kommando zu übernehmen und in The Magician’s Apprentice selbst ein ebenbürtiger Gegner für Missy zu sein. Aber letztendlich zeigte sie in beiden Folgen, das sie der Herausforderung nicht gewachsen war.
Face the Raven trägt diese Eigenschaft einen Schritt weiter: Was, wenn Clara bei etwas scheitert, das mehr ist als nur das Monster der Woche? Was wenn ihr Übermut und Leichtsinn komplett nach hinten losgehen? Was ist dann mit dem Doctor? Was ist mit ihrem unerschütterlichen Glauben an den Mann, den sie zu imitieren versucht? Ich erinnere mich an The Girl Who Died, (immer noch meine Lieblingsfolge der Staffel bis jetzt), wo Clara so lange felsenfest davon überzeugt ist, dass ihm noch ein Plan einfallen wird, bis es tatsächlich soweit ist und der im Tod von Ashildr endet.
Eine der klassischen Rollen des Companions in Doctor Who besteht daraus, den Doctor zurückzupfeifen, wenn er die Grenze übertritt. Deshalb wird er so gefährlich, wenn ihm einsam ist, deshalb rät ihm River immer wieder, nie alleine zu reisen. Seit dem Tod von Danny Pink hat Clara diese Rolle endgültig verlassen. Ab und zu ist es nun sogar sie, die den Doctor und sich selbst erst dazu treibt, Dinge zu tun, die er andernfalls eher gelassen hätte. Ihre Waghalsigkeit sorgt für all die sorgenvollen Blicke, die der Doctor ihr die ganze Staffel über schon zuwirft und sie sorgt nun für Claras Tod.
Vorausgesetzt, sie wird in zwei Wochen nicht magisch wiederbelebt (was ich nicht glaube), ist Clara der erste Companion seit 33 Jahren, der die Serie durch einen Tod verlässt. Aber noch schlimmer wird ihr Schicksal durch dessen Sinnlosigkeit. Clara stirbt und niemand hat etwas davon. Sie opfert sich für niemanden, da Rigsy ohnehin nie in Gefahr war. Sie rettet niemanden. Alle Folgen, die ihr Tod hat, sind negativ. All ihre in Last Christmas angedeuteten Pläne, in Europa zu unterrichten und lernen, ein Flugzeug zu fliegen, sind zunichte. Für gar nichts.
Und das alles weil sie bis zum Ende nicht wahrhaben konnte, dass sie nicht der Doctor sein kann. Sie ist kein zweitausend Jahre altes Alien mit unendlichen Erfahrungen und Weisheiten. Sie ist nur eine tapfere Lehrerin. Dass ein so großartiger und menschlicher Companion seiner größten Schwäche auf diese Weise zum Opfer fällt, ist schrecklich und tragisch – aber es ist auch fantastisches Storytelling.
In ihren letzten Momenten breitet Clara ihre Arme und Beine weit aus und schreit in die Nacht. Die Regenerationspose. Für eine Sekunde dachte ich, ihre Arme und Beine würden gleich anfangen, golden zu leuchten. Genau wie sie hatte ich wohl einfach den Unterschied zwischen ihr und dem Doctor vergessen.
Ausblick
Wegen der hohen Spoiler-Gefahr und der schieren Menge an Dingen, über die man hier schreiben kann, kommt meine Vorschau auf die letzten zwei Folgen morgen extra.
E-Space
Doctor Who Extra
Stuart Mannings Episodenposter
Rigsys Gemälde für Clara
Traumatische Auswirkungen
Diverse tragische Fan-Art
von mrborsch
von porzellanfrosch
Easter Egg (nicht traurig)
Anderes Easter Egg: Claras Oberteil ist Hemd und Pullover, fast wie ein…
Fotos © BBC