Big Finish: Staffel 1, Folge 1
mit John Barrowman
Drehbuch: David Llewellyn
Regie: Scott Handcock
60 Min. / Veröffentlichung September 2015
B+
Ich habe ein Geständnis abzulegen: Ich war nie ein großer Fan von Torchwood.
Und das obwohl die Serie als bis heute erfolgreichstes Doctor Who-Spin-Off doch eigentlich einen besonderen Platz in meinem Herzen haben sollte. Warum ich trotzdem nie so ganz damit warm geworden bin, kann ich mir selbst nicht ganz erklären. Liegt es daran, dass ich Captain Jack als Nebencharakter besser finde als als Star seiner eigenen Show? Dass die Qualität der Geschichten nicht ganz an Doctor Who-Niveau heranreicht? Dass es sich ein wenig anfühlt wie Fringe oder Akte X mit weniger Budget?
Ich weiß nicht, ob auch nur eine dieser Aussagen für mich wirklich zutrifft, aber bei einem bin ich mir relativ sicher: Die besten Momente in Torchwood haben für mich meist nur wenig mit dem eigentlichen Torchwood-Team zu tun. Ich denke da beispielsweise an die Szene in Children of Earth, in der die mächtigsten Menschen des Vereinigten Königreichs nach und nach einen Plan entwerfen, der in der geplanten Tötung tausender Kinder endet. Es ist die Sorte Story, die Russell T Davies nur in diesem Format schreiben konnte, in einer Serie, die nicht – so wie Doctor Who – in gewissem Maße familienfreundlich sein muss.
Nun ist Torchwood in etwas anderer Form wieder zurück, als Hörspiel nämlich. Und mir ist natürlich bewusst, dass das nicht alle so gelassen sehen wie ich – schließlich haben Captain Jack, Ianto, Gwen und die paar anderen, die es auch noch gibt, immer noch eine stattliche Fangemeinde. Und diejenigen, die den recht happigen Preis für das Hörspiel hinblättern oder es sich auf pöhsem anderen Wege beschaffen, sind teilweise sogar ziemlich ekstatisch darüber, dass es endliche neue Folgen gibt. Beziehungsweise erst einmal eine neue Folge, bis in den nächsten Monaten weitere kommen werden.
Jede Episode dauert eine Stunde und dreht sich um jeweils ein Mitglied des Torchwood-Teams. Für den Anfang ist das natürlich Captain Jack Harkness, wieder verkörpert von dem einen und einzigen John Barrowman. In The Conspiracy gibt er den Erzähler seiner eigenen Geschichte, während weitere Rollen von anderen Schauspielern gesprochen werden. Die Story dreht sich um einen ehemaligen Nachrichtensprecher, der zum Verschwörungstheoretiker wurde und mit seinen bizarr klingenden Thesen über Außerirdische, die seit Jahrtausenden die Eliten der Menschheit unterwandern, bereits einige Anhänger um sich geschart hat. Aber ist wirklich etwas dran an seiner verrückt klingenden Geschichte? Immerhin befinden wir uns in der Welt von Doctor Who…
Das Beste an The Conspiracy ist die Story an sich. Das Rätsel rund um den mysteriösen Verschwörungstheoretiker ist großartig aufbereitet und gipfelt in einem fantastischen letzten Akt, der zu allem Überfluss auch noch in einem Cliffhanger endet. Dies ist eines jener Fälle, in denen ein Hörspiel so spannend wird, dass man während man im Zug oder wo auch immer sitzt, das Smartphone-Spiel, das man währenddessen gespielt hat, immer wieder aussetzen muss, um ja nichts zu verpassen.
Die Geschichte ist der Star und man könnte sie sich auch durchaus mit einem Hauptcharakter vorstellen. Für mich persönlich ist das zwar nicht schlecht, denn wie ich schon erklärt habe, fand ich die verschiedenen Fälle in Torchwood schon immer besser als die Protagonisten, aber sieht das ein Fan auch so? John Barrowman ist zwar hörbar froh, wieder zu seiner Lieblingsrolle zurückkehren zu können, aber werden sich leidenschaftliche Torchwood-Supporter nicht auch etwas darüber ärgern, dass außer ihm kein anderes Team-Mitglied zu hören ist? Die Interaktion zwischen den Figuren macht die Serie schließlich zu einem wesentlichen Teil aus.
Alles in allem ist Torchwood: The Conspiracy eine toll erzählte Science-Fiction-Story mit Fortsetzung Folgt-Ende, aber ein richtiges Torchwood-Feeling will dabei leider eher nicht aufkommen. Mich stört das nicht besonders, aber ob ich wohl der Einzige bin, der das so sieht?