Colin Baker ist ein trauriger Doctor

Jeder (oder zumindest die Mehrheit der Fans) hat einen ganz eigenen Lieblingsdoctor. Genau wie jeder einen zweiunliebsten Doctor hat – nach Colin Baker. Das Traurige ist, irgendjemand muss in den Umfragen eben auf dem letzten Platz halten und der sechste Doctor beherrscht dieses Gefilde der Tabelle seit Mitte der Achtziger ziemlich unangefochten.

Dafür gibt es vielerlei Gründe, von denen die Meisten außerhalb von Colin Bakers Macht lagen: Der entsetzliche Mantel beispielsweise. Die Tatsache, dass seine erste Amtshandlung als Charakter darin bestand, beinahe seine Companion zu erwürgen. Schlechte Skripte und eine stark abnehmende Popularität von Doctor Who zu der Zeit. Und die Tatsache, dass er seinen Vorgängern weder in Sachen Charme noch Schauspielkünsten etwas entgegenzusetzen hatte.

Mit seinem Schicksal hadert Baker schon seit Jahren und dass er immer noch nicht darüber hinweg ist, zeigte sich unter anderem nach The Day of the Doctor, als er sich darüber echauffierte, dass sein Nachnamensvetter Tom Baker darin auf einen Gastauftritt eingeladen wurde und er und die anderen noch überlebenden Darsteller nicht. Ein Twitter-Kommentator verglich das damals treffend mit einem George Lazenby, der wütend darüber ist, dass Sean Connery im Gegensatz zu ihm auf eine Bond-Retrospektive eingeladen wurde.

In der neuesten Ausgabe des Doctor Who Magazine wurde der mittlerweile 72-jährige Schauspieler auf die Negativität gegenüber seinem Charakter angesprochen und er reagiert darauf offen und ehrlich:

Ich weiß, dass es Leute gibt, die zu meinem Doctor eine sehr positive Meinung haben. Es ist nur so, dass eine größere Anzahl Leute gar keine Meinung zu ihm haben. Und das verletzt mich. Ich sollte es schaffen, mich darüber hinwegzusetzen und so tun, als würde es mir nichts ausmachen, aber das tut es.

Er spricht auch über Peter Capaldis Doctor, welcher in seinen Augen seiner damaligen Darstellung sehr ähnlich ist, allerdings im Gegensatz zu ihm damit Erfolg hat.

Er ist mürrisch und miesepetrig und intolerant, und Herrgott, ich sollte ihn jetzt spielen. Ich war nicht alt genug als ich es getan habe. Ich kann intolerant spielen! […] Einige Leute haben gesagt: ‚Peter Capaldi ist genau wie dein Doctor‘. Ich will damit nicht seine Darstellung herabsetzen, weil ich ihn für fantastisch halte. Vielleicht ist er auch von dem Gedanken entsetzt, er könnte mir irgendwie ähnlich sein, und ich würde das respektieren. Aber es gibt auf jeden Fall Ähnlichkeiten in der Attitüde.

Man könnte durchaus einsehen, dass der Colin Baker-Doctor damals ähnlich gemeint war wie Peter Capaldi heute. Unbequem, unberechenbar. Dass das bei Letzterem um Lichtjahre besser funktioniert, hängt von mehr Faktoren ab, als Bakers Mantel Farben hat. Dinge wie bessere Skripte, gekonnte Charakterentwicklung, ein bewusstes Spielen mit den Erwartungen des Publikums und ein gelegentliches Funkeln der Abenteuerlust und Menschlichkeit unter der grummeligen Fassade haben Staffel 8 zu einer der aufregendsten Doctor Who-Staffeln gemacht.

Am Ende des Tages ist Peter Capaldi allerdings auch einfach einer der besten britischen Schauspieler seiner Generation. Und Colin Baker? Nun, er ist eben Colin Baker. Aber dafür kann er ja nichts.


via DoctorWhoTV

Foto © BBC

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s